Am o.g. Wochenende fand in Urberach bei Frankfurt/M. der 36. Tokio-Hirano-Gedenklehrgang, ausgerichtet von Uschi und Frank Thiele, statt. Von unserem Verein nahmen  Christian & Max Köpp, Ingo Schumacher, Dennis Brötzmann, Melanie, Nicolas & Catherine Lebreton und ich teil.  Irgendwie war im Vorfeld allerdings etwas “der Wurm drin”:Bild4a

  • Unser übliches Großraumgefährt konnte diesmal völlig überraschend nicht angemietet werden, so daß wir mit Christians Wagen und einem angemietetem etwas lahmen VW-Caddy (aber mit genügend Stauraum fürs Gepäck u. Platz für 5 Leute) unterwegs sein mußten.
  • Aufgrund der Arbeits-Situation von mindestens zweier unserer Leute, kamen wir erst recht spät los … zum “Ausgleich” gab es dann auch gleich etwas Stau auf der Autobahn …
  • Fast alle von uns waren irgendwie gesundlich etwas angeschlagen…
  • Heiko aus Bernau mußte aus ebenfalls Gesundheitsgründen seine Teilnahme kurzfristig absagen (was die Transport-Situation schlagartig verschärft hatte und zu o.g. Lösung führte)
  • die absehbare  Gesamt-Teilnehmerzahl war auch eher überschaubar (einerseits ist das nicht schlecht, weil man mehr Platz auf der Matte hat, andererseits fehlen beim allfälligen Mattenauf- und -abbau dann allerdings auch jede Menge Hände und die Auswahl an Übungspartnern wird etwas eng)

Trotzdem war es alles in allem durchaus ein gelungenes, anstrengendes aber lehrreiches Wochenende.

Auf der Hinfahrt sammelten wir in Dessau-Ost noch Julius Hannig (einen befreundeten Judoka/BJJler u. “Lehrgangskamerad”) mit ein – was zwei offensichtliche Vorteile hatte: Für den “Caddy” stand ein weiterer Fahrer zur Verfügung und ich kann im folgenden auf einen Bericht von ihm über den Lehrgang zurückgreifen 😉
Weiterhin bleibt noch zu bemerken, daß Dennis wieder eine “Doppelfunktion” innehatte: Als Judoka war er sozusagen Teilnehmer, als BJJ-Trainer wurde er wiederum  von Frank Thiele als Referent für die Bodenarbeit eingesetzt.

Doch kommen wir nun zu Julius’ Bericht:

Ein schöner Lehrgang, an dem ich nur dank der großzügigen, großherzigen und allgemein Super-Menschen aus Berlin teilnehmen konnte. Bis Dienstag war mir eigentlich klar, dass ich zu Hause schmoren muss, dank den Überredungskünsten einiger späterer Mitfahrer (Du kommst mit!) saß ich dann aber doch im Bus.
Am Freitag also angereist und alle etwas mit meinem Fahrstil verschreckt. Ankunft war dann knapp vor 0Uhr und Fabian stellte gerade die Bierzeltgarnituren auf für das Mitternachtsgrillen. Da betritt man um 0 Uhr die Halle und Fabian hat es nicht geschafft, alleine die Matten aufzubauen :evil: . Wenn alle anpacken geht das ja, aber die Motivation hielt sich dann doch sehr in Grenzen, aber es muss ja einer machen oder in dem Fall neun. Nachdem Arbeitseinsatz gab es dann feste und flüssige Stärkung für alle und dann den Gang zu Bett.

Am Samstag wachte ich erstaunlich frisch auf, eigentlich rechnete ich damit, so zerknittert wie mein Gi aufzuwachen.
Start fast pünktlich um 9 Uhr mit allen Teilnehmern, selbst Reisegruppe Sonneberg war mal pünktlich. Die Erwärmung war wie immer etwas gewöhnungsbedürftig, aber das kennt man ja. Zumindest war sie schön kurz gehalten und hatte einen Bezug zum Standteil. Der gesamte Standteil hat mich vom Aufbau her sehr überzeugt.
Es war der beststrukturierteste Lehrgang, den ich da erlebt habe. Alles baute auf den Bewegungen aus der Erwärmung auf, alle Techniken begannen damit und bauten aufeinander auf. So war es leichter zu verstehen, wo die Knackpunkte sind, auch wenn ich mich trotzdem angestellt habe wie ein Bauer.
Über den Stoß-Tai-otoshi, der dank freundlicher Kontrolle von Bertram selbst gegen Dennis ganz gut geklappt hat, ging es zu Uki-goshi, Harai-goshi, Harai-tsuri-komi-ashi, O-soto-gari, Morote-seoi-nage, Yoko-guruma und Yoko-wakare.

Im Standteil hat mich Dennis zweimal ziemlich heftig eingestampft, leider ist er, als ich mich rächen wollte, über seine eigenen Füße gestolpert. Aber es war schön zu sehen, welche Fortschritte er im Stand macht. Das Training bei Bertram zahlt sich aus.

Der Bodenreferent war dann Weltklasse, einsame Spitze und ein Ausnahmetalent.
Aus Angst vor Bertram schreibe ich das Ganze mal in Deutsch-Japanisch.
Es begann mit einer Hasami-jime (suicide-choke) gegen die Bankposition (turtle) und bei entsprechender Verteidigung einen Ude-hishigi-juji-gatame (armbar). Bei entsprechender Abwehr gegen den Juji-gatame (armbar) wurde diese geöffnet und dann radikal der Arm “gebrochen”.
Weiter ging es mit drei unterschiedlichen Passagen gegen die offene Beinklammer (open guard). Dann ging es über Ude-hishigi-juji-gatame (armbar) und Uki-gatame (knee on belly) zu noch einem Juji-gatame. Ich muss sagen, dass ich im Bodenteil anscheinend ein wenig gepennt habt. Ich bin zwar mit rumgegangen und habe kontrolliert und mich quälen lassen, aber so ein wenig fehlt mir da die Erinnerung.

Zum Abschluss des Tages gab es noch Randori. Zum Glück waren die Thüringer da, ansonsten wäre es sehr schnell knapp geworden mit Partnern. Während ich mit dem einen oder anderem rumknuddelte, konnte ich zugucken, wie Dennis alles durch die Gegend schmiss, was ihm vor die Füße lief und dann gnadenlos abwürgte oder hebelte. Dem ein oder anderen hat das den Glauben geraubt, eventuell setzt da ein Lernprozess ein. Schade, dass das so schnell schon vorbei war, ich hätte da gern noch länger gemacht, allerdings herrschte dann auch etwas Gegnermangel, die Auswechselbank war zum Schluss sehr voll, selbst der topfitte Mike hat sich die letzte Runde rausgesetzt und ordentlich gepumpt.

Was muss man zum Samstag noch sagen?
Fabian hat alles sehr schön vorgezeigt und im Boden gut Opfer gespielt. Das Mittagessen war sehr gut und ich war dann gut satt. Franks Erklärungen waren logisch und man hat gemerkt, dass er sich viele Gedanken über das Programm gemacht hat.
Zum Abend kam dann in dem ein oder anderen der Feuerteufel raus und der Grill wurde noch einmal gut genutzt. Diesen Abend ging es dann auch zeitig ins Bett und trotz der ruhigen Nacht fühlte ich mich am nächsten morgen dann wie mein Gi.
Aber es ging nicht nur mir so und so schleppten wir uns gegenseitig auf die Matte, um Ippon-seoi-nage mit Seoi-nage zu kombinieren, den “Klatsch-bumm”-O-uchi-gari zu trainieren und uns an Okuri-ashi-harai zu probieren. Bei letzterem zeigte sich dann ein einziges Mal an diesem Wochenende die Fachfremde von Dennis und ich konnte ihn mit allem aus diesem Muster werfen, nur nicht mit Okuri-ashi-harai. Naja, was solls, es kann nicht alles gegen jeden klappen.
Den Anfang des Tages bildete aber dieses Mal der Bodenteil. Aus der halben Beinklammer (halfguard) ging es auf 25 Trillionen unterschiedliche Weisen zu Gyaku-ude-garami (kimura) mit dem eigentlichen Ziel Ude-hishigi-kannuki-gatame (armbar). Außerdem wurden da viele Schmerzen zugefügt, also etwas für jedermann.

Zum Abschluss des Lehrgangs wurde es dann kurz emotional, bevor wir uns dem Mattenabbau widmen durften.

Auf der Rückfahrt wurde der Lehrgang in Teilen direkt ausgewertet und meines Wissens nach kamen alle gut zu Hause an.

Vielen Dank an Familie Thiele für die Veranstaltung, Fabian für seine Organisation und speziell noch einmal an die ganzen Berliner für ihre Überredungskunst und dass sie mich ausgehalten haben.

Auch ich schließe mich vorbehaltlos obigen Dankesworten an, auch gerade in Richtung Fabian aus Urberach, dem wir (aufgrund der zu erwartenden Platzprobleme beim Transport) eiskalt  die nahezu komplette “kulinarische” Versorgung für Freitag- u. Samstag-Abend und den beiden Frühstücksgelegenheiten übergeholfen hatten 🙂

Bertram Bracher

Bild4a

Archiv