Jonas war sportlich unterwegs und schrieb dies:

Auf Wunsch von Bertram hier ein kleiner Bericht vom “Getting Tough Race” in Rudolstadt. Da ich auf der Busfahrt zurück nach Berlin genug Zeit hatte, ist er sogar ein bisschen länger geworden.

Es ist das Wochenende um Nikolaus, die Weltklimakonferenz tagt in Paris. Ein guter Zeitpunkt also, um auch seinen Teil zum Klimawandel beizutragen und für 2 Tage nach Thüringen zu einem Hindernislauf, der mit dem Titel „Das Rennen, das dich zerstört“ wirbt, zu fahren und dafür dann auch noch Geld zu bezahlen…

Samstagmorgen am Start sind dann aber alle Zweifel weggewischt. Knapp 3000 Menschen stehen an einem von Raureif überzogenen Acker und warten auf den Startschuss. Wie immer sind auch durchaus kreative Kostüme und Teamnamen dabei, so zum Beispiel der “Super-Mario Luigi”, männliche Prinzessinnen mit rosa Tutu oder das Team „Stiftung Wadentest“. Auffallend ist jedoch, dass im Vergleich zu anderen Hindernisläufen der Anteil an eher untrainierten Menschen verschwindend gering ist. Sollte das zu denken geben? Als der Startschuss dann ertönt, stürmt also die Masse los, wird aber bald von einem 30 m langen Stacheldrahthindernis zum Robben gezwungen. Die ähnlichen Erwärmungsübungen vom Training machen sich hier bezahlt. Warm ist mir danach auch, aber ein Wassergraben sorgt für die nötige Abkühlung. Es folgen noch zwei Stück, bevor sich die Strecke weg vom Tal in die Berge wendet. Die nächsten 20 km sind vor allem von Bergen (zumindest fühlt sich das Thüringer Mittelgebirge für einen Berliner Flachlandbewohner so an) geprägt und nur sporadisch von Holzwänden durchsetzt. Es geht die ganze Zeit rauf und runter, meist querfeldein durch Wald und über Felder. Allerdings scheint ganz Rudolstadt und umliegende Dörfer an der Strecke zu stehen. Vom 4-Jährigen bis zur auf den Rollator gestützten Oma feuern alle kräftig an, und sorgen für die nötige Motivation! Zurück im Tal werden die Läufer vom örtlichen THW begrüßt, das einen 200? m langen Rundgraben ausgehoben hat und diesen beständig mit Wasser aus der Saale füllt. Das Wasser reicht mir meist bis zum Bauchnabel – Rennen ist unmöglich, es werden also lange, qualvolle Minuten bis man wieder draußen ist. Einige Hindernisse weiter, das Wasser ist gerade aus den Schuhen raus und die Beine wieder einigermaßen warm, geht’s ins Freibadbecken. Diesmal allerdings komplett. Im Wasser treibende Baumstämme zwingen einen, mit dem Kopf unterzutauchen. Danach hat man die Wahl: Noch einmal ins ar***kalte Wasser oder übers Becken hangeln. Ich schaffe es zum Glück ohne Absturz und entgehe also (vorerst) einem weiteren Bad. Die Hindernisse folgen jetzt Schlag auf Schlag. Von Reifenfeldern über Sandsäcke schleppen bis zu Baugerüstkonstruktionen ist alles dabei. Selbst die Holzwände, die ich Anfangs noch recht problemlos meisterte, werden zur Herausforderung, zumal sie nun dicht gedrängt scheinbar kein Ende nehmen wollen. Aber ich weiß mich auf dem letzten Kilometer. Die Motivation ist also da. Nochmal in die Saale? – Na klar! Ich verfluche kurz das VfL-TegelCup-T-Shirt aus bester Baumwolle, dass nun als klatschnasser kalter Lappen am Körper klebt. Werde aber von weiteren Hindernissen und meinen Beinen abgelenkt. Sie sind jetzt immer kurz vorm Verkrampfen – das kalte Wasser zeigt seine Wirkung. Den Läufern um mich herum geht es genauso. Man hilft sich gegenseitig über die letzten Betonblöcke und Holzbauten. Jetzt nur noch durch die Röhre gekraucht – endlich im Ziel! Alle Ankommenden bekommen eine Rettungsdecke umgewickelt oder werden in besonders schlimmen Fällen in die mobile Sauna gesteckt. Die hab ich nun nicht nötig, stelle aber fest, dass ich die Folie gut gebrauchen kann. Zum Glück bin ich recht fix durchgekommen (wenn auch weit von den 2:01 h des Siegers entfernt), weshalb ich nicht an den warmen Duschen warten muss. Sauber und dick eingepackt freue ich mich Brötchen futternd schon auf den Berg Nudeln, der in Jena auf mich wartet und bin verrückter Weise sehr zufrieden mit der Welt. An dieser Stelle auch noch mal ein Danke an Meike und Gero, die mir nicht nur Essen und Unterkunft stellten, sondern mich auch am Wochenende(!) zu unchristlicher Uhrzeit zum Rennen fuhren und abholten.

Wie man hier erkennen kann, hat Jonas als 142ster von 2229 Läufern hervorragend abgeschlossen.
Gratulation zu dieser Leistung!

Bertram

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