Auch dieses Jahr konnten wir Familie Thiele (vom MTV Urberach) wieder überzeugen, einen Tokio-Hirano-Gedenklehrgang auszurichten. Nach komplizierter Terminfindung stand o.g. Wochenende dann fest – Frank Thiele schrieb den Lehrgang diesmal sogar auf seiner Netzseite http://thiele-judo.de ganz offiziell aus – und wir konnten mit der Planung beginnen. In Absprache mit den “üblichen” Teilnehmerkreis haben wir diesmal auch unseren halbgrün begurteten Jugendlichen die Teilnahme angeboten, da diese in letzter Zeit recht positiv in Training u. Prüfung aufgefallen sind.

Christian Köpp übernahm als stellv. Sportwart  wieder die Auslage der Interessenten-Liste und Organisation eines fahrbaren Untersatzes. Letztlich bekundeten weiterhin die folgenden Vereinskameraden ihren Teilnahmewunsch:   Ingo Schumacher (der für diesen Lehrgang sogar eine Einladung zu einer Hochzeitsfeier im Freundeskreis nicht wahrnahm!) Hannah Wolf, Torsten & Jonathan Schulz, Ingo & Jonas Breyer, Lukas Ahlebrandt, Sina Schröter u. Lena Fritsch. Dennis Brötzmann war logischerweise auch mit dabei, da er in seiner Rolle als BJJ-Braungurt  von Frank Thiele wie bei den letzten THGLs als Referent für Bodenarbeit erkoren wurde.

Tatsächlich konnten wir  diesmal pünktlich gegen 16:00 Uhr  starten, was uns im Endeffekt aber nichts genutzt hatte, weil wir Dennis noch einsammeln mußten und dadurch eine Route gewählt haben, wo im weiteren Verlauf der Stau dermaßen gnadenlos zuschlug, daß die eine Stunde später losgefahrene Bernauer Gruppe doch tatsächlich eine Viertelstunde vor uns am Ziel ankam – dabei haben sie sogar noch Julius H. in Dessau aufgesammelt.
Als wir gegen Mitternacht dann endlich in Urberach ankamen, waren zu unserer Freude tatsächlich die Matten bereits aufgebaut und der Grill schon beheizt –  Fabian vom MTV hatte beides ermöglicht – und darüber hinaus, jede Menge Grillzeugs inkl. der nötigen Getränke herangeschafft hatte. Also haben wir uns beeilt, die Schlafstätten zu richten und Essen auf den Grill zu bekommen. Hier erwies sich von den Bernauern Heikos Sohn Philipp als äußerst hilfsbereit, hat er doch die Rolle des Grillmeisters übernommen 🙂 und diese sehr gut ausgefüllt.  Nach etwas Fachsimpelei  unter Verkostung der von Fabian beschafften Biere traten wir dann die Nachtruhe an, die jüngeren haben inzwischen bereits schon fleißig an den Matratzen  gehorcht.

Samstag früh sollte es gegen neun Uhr losgehen, effektiv wurde es etwas später, was uns Gelegenheit gab, in Ruhe zu frühstücken und mit Frank noch das eine oder andere Wort zu wechseln. Die Matte war dann gut gefüllt, es kamen noch so einige weitere Teilnehmer hinzu, die weiteste Anreise hatte wohl Michel aus der Schweiz (der allerdings auch schon am Freitagabend angereist ist). Hier ein Schnappschuß, aufgenommen während der von Fabian angeleiteten Erwärmung:

Irgendwann konnten wir dann auch Franks Gemahlin Ursula (“Uschi”) in der Halle begrüßen bzw. wurden durch sie begrüßt, bevor sie sich der Vorbereitung des Mittagsmahles widmete.

Frank begann mit einer Standeinheit, zuerst gab es einige wichtige Erläuterungen zum Einsatz der Arme, Hüfte/Bauches, Beine und der Normalstellung (Shizentai) hinsichtlich Gleichgewichts-Störung u. Wurfvorbereitung usw. usf.
Als ein Zentral-Thema des Lehrgangs hatte Frank den Harai-Goshi (Hüftfeger) gewählt.  Zum Üben der ersten Variante (mit Anspringen) hatte er extra ein Metronom mitgebracht, um uns eine gewisse Rhythmisierung zweck Ausmerzen von Brüchen in der Bewegung nahezulegen.
Im Lauf der Einheit folgten einige weitere Varianten/Wurfeingänge u. entsprechende Verweise zu ähnlichen / verwandten Techniken

Die zweite Vormittags-Einheit war dann der Bodenarbeit vorbehalten. Dennis zeigte hier einen Technik-Komplex, dessen Kern-Idee darin bestand, einen Gegner in Bankposition durch Klammern und Verriegeln seines Beines in eine angreifbare Lage zu bringen.. Hierzu demonstrierte Dennis verschiedene Möglichkeiten entsprechend typischer Gegner-Reaktionen. Eine dieser Möglichkeiten bzw. Zwischen-Positionen wird in englischsprachigen Bodenkampf-Kreisen  als “Truck” bezeichnet, woraus sich leicht ein im Wettkampf-Judo verbotener Beinhebel ziehen läßt. Ein judoregeltaugliches Nutzen dieser “Verknotung” hatte Dennis natürlich auch gezeigt 🙂

Mittags gab es dann wie immer reichlich gutes Essen von Uschi u. Helfern, ein bißchen Zeit zum Ausruhen war auch noch, so daß wir dann halbwegs fit in die erste Nachmittagseinheit gehen konnte. Frank hatte Mitleid und so ging es da weiter, wo wir vor der Pause aufgehört hatten, also mit Bodenarbeit.
Zum Aufwärmen wurden ein paar Runden lockeres Bodenrandori durchgeführt. Danach baute Dennis thematisch  auf der Vormittagseinheit  auf und plötzlich wurde munter mit Hadaka-Jime-Varianten u.ä. herumexperimentiert 😉

Die letzte Einheit des Tages führte wiederum Frank durch, es ging im Stand weiter mit weiteren Harai-Goshi-Varianten (bspw. aus beidseitigem Kragengriff) und entsprechender Vorübungen. Methodisch ging es dann zum O-Guruma (“Große Rad”) als Kombination zum Harai-Goshi weiter. Auch der Tai-Otoshi durfte natürlich nicht fehlen 🙂 Nach dem offiziellen Training wurde noch das eine oder andere individuelle Randori durchgeführt, unsere Jungs erhielten
“Ballverbot” von Uschi und konnte sich dann merkwürdigerweise plötzlich mit Raufereien auf der Matte amüsieren 😉 Überhaupt muß ich sagen, daß unsere jüngeren Teilnehmer bei allen Trainings-Einheiten (auch denen dann am Sonntag, trotz Erschöpfung) konzentriert u. diszipliniert mitgearbeitet hatten – das hat mir sehr gefallen.

Zur Abend-Gestaltung teilte sich die dann Gruppe, eine Teil wollte noch Reste grillen, der andere Teil ging zu unserem “Stamm-Italiener”.
Danach wurde wieder zusammengesessen und der Tag besprochen. Unser Jungvolk hab ich dann abends sogar noch “Werwölfe von Düsterhöft” spielen sehen. Von etwas Zusatzrandori durch Hannah (für das sie sehr gelobt wurde) wurde auch berichtet … 😉

Sonntag ging es nach dem Frühstück (wo Uschi unseren Jungs die Sache mit dem Ballverbot noch einmal in Ruhe erklärte) wieder mit Standarbeit weiter. Die Teilnehmeranzahl war nicht ganz so hoch, wie am Samstag, bspw. hatten sich die Sonnenberger rund um Mike S. auch diesmal nicht dazu durchringen können, den Lehrgang komplett “mitzunehmen”. Einerseits schade, andererseits mehr Platz für uns 😉  Frank gab einige weitere Tai-Otoshi-Varianten zum Besten und kam danach auf Ippon-Seoi-Nage (Schulterwurf) als weiteren Schwerpunkt. Hier ging es besonders um die Neutralisation des störenden gegnerischen Armes und die Weiterführung des Wurfes als Maki-Komi-(= Einwickel-)Technik.
Nach der Standhälfte durfte Dennis wieder ran und hat uns alles mögliche basierend auf der “Spinnen-Position” am Boden u. Einschlingen eines gegnerischen Arms mit dem Bein (“Bein-Lasso”) gezeigt. Danach hatte Dennis sozusagen als Bonus noch den Trainer des 1.DJC aus FF/M  in die (physikalischen) Feinheiten des Öffnens der gegnerischen Arme zum Juji-Gatame eingewiesen, da es hier wohl noch einige “Fehlinformationen/Mißverständnisse” gab, was uns restliche Lehrgangsteilnehmer  doch schon leicht irritiert hatte 😉

Nach dem Training ging es ans Mattenabbauen, hier hat es mich einige Anstrengung gekostet, den Nicht-Berlinern das Konzept einer menschlichen “Transportkette” nahezubringen – schließlich mußten knapp 200 Matten wieder ca 130m zum Aufbewahrungs-Container bewegt werden. Fast alle hatten es dann aber doch “gerafft” und hatten sichtlich Spaß an dieser Art effizienter Arbeitsorganisation.
Danach hieß es zusammenpacken, duschen und Abfahrt-Bereitschaft herstellen. Uschi hat noch aus in der Küche befindlichen Resten belegte Brötchen gezaubert und nach einem Abschiedsbild ging es dann zurück nach Hause, wo wir diesmal staufrei rechtzeitig ankamen …

Abschluß-Photo mit Fam. Thiele, einigen weiteren Urberachern, Julius u. den Bernauern

Zusammenfassend möchte ich mich im Namen unserer Teilnehmer bei Uschi u. Frank (und ihren Helfern im Hintergrund) für die Durchführung des Lehrgangs bedanken, insbesonders vor dem Hintergrund, daß Frank trotz akuter gesundheitlicher Beeinträchtigung konsequent auf der Matte stand – wobei ich dabei den Eindruck hatte, daß es ihm auch irgendwie recht gut tat … 😉
Ebenso gebührt Fabian ein großes Lob für die hervorragende Betreuung hinsichtlich Essen, Getränke und Technik-Demonstrationen.
Die Rückmeldungen unserer Leute war auch durchgehend positiv, ich hatte auch den Eindruck, daß es unseren Neu-Teilnehmern auch ordentlich was gebracht hat. Dennis’ Bodendemonstrationen waren auch wieder erstklassig, Dank dafür :-). Weiterhin gebührt Ruhm und Ehre unseren Fahrern Ingo B. im Privat-Kfz und Christian für die Besorgung u. Fahrt eines brauchbaren 9-Sitzers, wir sind alle heil hin und heil u. zügig zurückgekommen 🙂
Dank geht auch an Julius, die Bernauer Truppe von Heiko  und allen weiteren Teilnehmern, die zur guten Stimmung vor, nach u. während des Trainings beigetragen haben.

Ich verbleibe in der Hoffnung auf noch möglichst viele solcher Lehrgänge!

Bertram

PS: Inzwischen gibt es auch auf Franks Netzseite einen Bericht u.a. mit recht vielen Photos:
http://www.thiele-judo.de/portal/tokio-hirano-gedenk-lehrgang-am-17-18-juni-2017-2/

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